Im Vice Versa Verlag ist soeben "Es gibt keine Konkurrenz zu uns" mit dem Untertitel "Design in Berlin" erschienen. Der Titel des vorliegenden Bandes, der gestern mit einer Podiumsdiskussion offiziell vorgestellt wurde, ist ein Zitat von PLATOON.
Das Buch
Ein mehrseitiger Beitrag zu PLATOON befindet sich in der von Studierenden Kunsthochschule Berlin Weissensee zusammengestellten subjektiven, wenn auch umfassenden Übersicht, über die Berliner Design-Szene im weitesten Sinne.
Der Sammelband kommt dezent, geradezu zurückhaltend daher. Die Beschreibungen und Selbstdarstellungen der beteiligten Designer stehen im Mittelpunkt. Manchmal vermisst das Auge jedoch die großflächigen Darstellungen der Design-Produkte, die in Design-Büchern üblich sind. Die ganzseitigen Bilder der Agenturen und Designer sind in schwarz/weiss gehalten und wirken eher zufällig, keineswegs gestyled. "Es gibt keine Konkurrenz zu uns" zeigt kaum Design, es beschreibt, schildert es, oder die Menschen dahinter, die sonst eher im Hintergrund bleiben.
Über Design lässt sich reden
Die Podiumdiskussion, ich war als PLATOON-Vertreter inoffiziell vor Ort, war sehr gut besucht. Lange Zeit waren nur noch Stehplätze verfügbar. Das Motto der Diskussion lautete breit angelegt "Design lokal - Design global". Es war auch ein globale Diskussion. Von der Design-Definition, über Verortung, sowohl in der Profession als auch auch geographisch, bis zur Verantwortung im Design wurden viele Fragen aufgeworfen, letztere auch aus dem Publikum.
Die sicherlich mehr als 200 Besucher/innen im Berliner Kunstgewerbemuseum beteiligten sich nach kurzer Eingewöhnungsphase dank dem Moderator recht rege. Erik Spiekermann, eine feste Größe im Bereich Design, moderierte mit viel Verve und Wortwitz. Es gelang ihm die beinahe ausufernde Themenpalette zu bündeln und die Diskussion zu strukturieren. So konnten die ersten 2 Stunden der Diskussionsrunde durchaus als Standortbestimmung der Sitaution des Designs hierzulande, aber nicht nur, gesehen werden.
Was ist Design, brotlose Kunst?
Die scheinbare Brotlosigkeit und die Nischen-Existenz des Berliner Designs bei gleichzeitiger personeller Flut und einem internationalen Berlin-Hype wurden verglichen mit der Auftragsstarken deutschen "Provinz" oder der Londoner Situation. Das Fehlen einer klaren Vorstellung und Wertschätzung von Design in der Gesellschaft wurde einhellig bemängelt.
Das Fehlen eines verbreiteten und fachlich kompetenten Design-Juornalismus wurde ebenfalls beklagt.
Was jedoch zur Geltung kam, am besten im Beitrag des Vertreters der Pfadfinderei, war, Berlin ist der Ort Nummer Eins wenn es um Inspiration geht. Diese ginbt es nicht in Stuttgart, auch wenn dort die Aufträge vergeben werden oder die Etats höher sind.
Berlin, Berlin
So lautet auch die Position von PLATOON. "Berlin bleibt Hauptquartier", denn hier gibt es die "angenehmsten Lebensbedingungen", "billigen Lebensunterhalt" und eine "freigeistige Umgebung".
Mir persönlich fehlte aber ein ganze PLATOON-Einheit vor Ort. Die Menschen die da waren, hätten so auch in Stuttgart sitzen können. Das kann auch am Veranstaltungsort gelegen haben in der Nähe vom Potsdamer Platz, wo sich echte Berliner selten sehen lassen. Der Fokus auf Design war auch zu eng. PLATOON kommuniziert in erster Linie. Design dient der Kommunikation, ist kein Selbstzweck.